Update 9. Oktober 2020 (Quelle Text: Rottenburger Anzeiger)
Rottenburg. (gt) Seit ein paar Tagen sind die Bagger auf dem ehemaligen Ziegeleigelände im Einsatz. Die Bauarbeiten am V-Markt haben begonnen. Bis Dezember nächsten Jahres wird der Vollsortimenter mit einer Verkaufsfläche von 3800 Quadratmetern gebaut. Dann gibt es neben Lebensmitteln auch Haushaltswaren, Elektroartikel, Spielwaren, Drogerieartikel, Bekleidung und Schuhe unter einem Dach.
Die Georg Jos. Kaes GmbH aus Mauerstetten setzt auf dieses Konzept – in Rottenburg wird der 38. V-Markt in Südbayern eröffnet. Dabei war es nach Auskunft der Geschäftsleitung der erste, gegen den es sogar eine Bürgerinitiative gab. Sie war gegen den Vollsortimenter an dieser Stelle und in dieser Größe. Bei einem Bürgerentscheid im September 2019 entschieden sich dennoch 55,4 Prozent der Stimmberechtigten für den V-Markt. Gebaut werden außerdem eine Tankstelle sowie eine Tiefgarage mit 123 Parkplätzen. 111 Parkplätze entstehen oberirdisch. Bürgermeister Alfred Holzner betont, dass der V-Markt die Innenstadt als Frequenzbringer beleben soll. Er dient auch dazu, Kunden aus anderen Gemeinden nicht zu verlieren, die zum Beispiel ins Fachmarktzentrum nach Ergoldsbach fahren könnten. (…)
Mit der umstrittenen Entscheidung, den 3088 Quadratmeter großen Verbrauchermarkt zuzulassen, möchte der Stadtrat die Innenstadt beleben, wie Bürgermeister Alfred Holzner beim Spatenstich erläuterte. „Wir hatten durchgehend Toilettenpapier“, witzelte Hermann und berichtete, dass man seit Beginn der Corona-Pandemie zwar weniger Kunden zähle, diese aber mehr einkaufen. Ein Vorteil des V-Marktes sei, dass man dort alles unter einem Dach bekomme. Dementsprechend groß ist die Verkaufsfläche, die nicht zuletzt dafür ausschlaggebend war, dass sich eine Bürgerinitiative gegen den V-Markt in dieser Form gründete. Beim Bürgerentscheid im September 2019 stimmte eine Mehrheit von 55,4 Prozent der Stimmberechtigten aber dafür, dass der V-Markt gebaut wird. Nach Auskunft der Geschäftsleitung war es das erste Mal, dass es zu einem ihrer Bauvorhaben einen Bürgerentscheid gab. In den kommenden Monaten entstehen Verkaufsflächen für Lebensmittel, Haushaltswaren, Elektroartikel, Spielwaren und Freizeit, Drogerie, Bekleidung und Schuhe. Holzner erläuterte, dass die Betreiber sich mit der Stadt abgestimmt hätten, um vor allem die fehlenden Sortimente abzudecken.
„Wir wollen hier dauerhaft Handel betreiben“, erklärte Geschäftsführer Michael Stöckle. Man baue selbst und miete sich nicht – wie in der Branche üblich – in die Immobilie eines Investors ein. Es handle sich um ein Familienunternehmen, das auf eine 155-jährige Geschichte zurückblicken könne. Deshalb sei man sich auch mit dem Investor, der sich ursprünglich um die Vermarktung der Fläche kümmerte, nicht einig geworden. Schließlich hat die Georg Jos. Kaes GmbH direkt mit der Stadt verhandelt und es ist ein Kompromiss entstanden.
So gehört zwar die Tankstelle zum Konzept, die Verantwortlichen ließen sich jedoch darauf ein, dass diese nachts und an Sonn- und Feiertagen geschlossen bleiben muss – was auf keine andere Tankstelle in Rottenburg zutreffe, wie Holzner erläuterte. Auch die Klinkerfassade war eine Vorgabe der Stadt, in Erinnerung an die Ziegelei. „Uns hat Rottenburg überzeugt“, sagt Stöckle. Da passt es ins Bild, dass es auch einen Café-Bereich geben wird. Holzner erklärte, dass ein Café bei der Umfrage des Gewerbevereins gleich mehrfach als wünschenswert genannt wurde. Die Georg Jos. Kaes GmbH habe also auf die Defizite der Stadt reagiert.
Die Stadt habe ihrerseits die von der Regierung geforderte Kerngebietsausweisung vorangetrieben, für das im April dieses Jahres der Satzungsbeschluss erfolgte. Bis dahin sei der Bauantrag mehrfach modifiziert worden, weil man unter anderem eine Einhausung für die Anlieferung gefordert hat. Die Rohbauarbeiten sollen bis Mai dauern, der Innenausbau bis Ende November. Holzner und Stöckle betonen die gute fußläufige Erreichbarkeit des V-Marktes in zweiter Reihe nahe der Max-von-Müller-Straße. Nichtsdestotrotz baue man mehr Parkplätze als vorgeschrieben, erläuterte Stöckle. Davon sind 111 oberirdisch und 123 in der Tiefgarage (sie wird mit zwei Aufzügen barrierefrei erschlossen).
Es sei wichtig, die Kaufkraft in der Stadt zu halten, betonte Holzner. Das sei durch das Einzelhandelskonzept und die Auswirkungsanalyse bestätigt worden. Viel mehr noch könne der V-Markt ein Magnet sein, der das Einzugsgebiet der Kunden über die Stadtgrenzen vergrößere und eine Abwanderung – zum Beispiel ins Fachmarktzentrum nach Ergoldsbach – verhindere. Mit den verkehrlichen Auswirkungen beschäftigt sich der Stadtrat in der Sitzung am Dienstagabend.